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Der Schulzwang wird fallen wie die Berliner Mauer
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Deutsche Homeschool Familie Romeike bittet um Asyl in den USA
Fundamentale Elternrechte in Deutschland unter Beschuss - Ist Erziehung Staatsangelegenheit ?

Nachdem die US Einwanderungsbehörde gegen die Gerichtsentscheidung zugunsten der Familie Romeike Berufung eingelegt hat, befindet sich das Asylbegehren erneut in der rechtlichen Prüfung. Ein genauer Termin für die Berufungsentscheidung steht noch nicht fest. Es gibt Hinweise, dass der US Widerspruch politisch motiviert ist und auf Interventionen von deutschen Stellen zurückgeht.

26.01.2010 - 23.33 Uhr
US Einwanderungsgericht gewährt deutscher Homeschoolfamilie Asyl

Ihrem Antrag auf Asyl wegen politischer Verfolgung wurde jetzt von US-Einwanderungsrichter Lawrence O. Burman (Memphis/Tennessee) mit folgenden Worten stattgegeben: "Dennoch sind die hier verletzten Rechte grundsätzliche Menschenrechte, die kein Land verletzen darf…. Homeschooler sind eine besondere soziale Gruppe, welche die deutsche Regierung zu unterdrücken versucht … . Diese Familie hat allen Grund, sich vor Verfolgung zu fürchten …, deshalb hat sie ein Anrecht auf Asyl … und dies Gericht wird ihnen Asyl gewähren.", sagte der Richter.
In seiner Anordnung drückte der Richter auch seine Sorge darüber aus, dass er bemerkte habe, dass Deutschland zwar ein demokratisches Land und ein Verbündeter sei, aber diese spezielle Politik die Homeschooler zu verfolgen „allem zuwider sei, an was wir Amerikaner glauben.“


Lesen Sie dazu auch
-Die
Presseerklärung des Netzwerks Bildungsfreiheit
-Die Presserklärung der Homeschool Legal Defense Association im
Original - in deutscher Übersetzung
-Das ausführliche
Rechtsgutachten an das Gericht, verfasst von HSLDA

Wir empfehlen zur weitergehenden Information:
Interview mit Dagmar Neubronner zu Homeschooling und Freilernen auf “Freie Welt”
“Deutschland muß noch viel lernen” - Kommentar des WDR
“Staatsschule und Demokratie” das libertäre Magazin “eigentümlich frei” zum Asylfall Romeike
“Wir werden in Deutschland verfolgt” Interview mit Tilmann Neubronner


Presseberichte international:
The Washington Post
The Guardian
Worldnetdaily
Christian Broadcast Network
Süddeutsche Zeitung
Die WELT
STERN
FOCUS
Deutsche Welle




Es war ein einschneidender Tag an jenem Freitagmorgen im Oktober 2006 als die Polizei vor dem Haus der Familie Romeike stand und sich mit der Drohung die Türe aufbrechen zu lassen, Einlass verschaffte. Was hatte die Familie verbrochen?
Nun, ihre Entscheidung, die Kinder künftig nicht mehr in einem staatlichen Schulgebäude unterrichten zu lassen, sondern selbst Verantwortung für deren Bildung zu übernehmen und sie zu Hause zu unterrichten, hätte in vielen Ländern der westlichen Welt kaum Aufsehen erregt, in Deutschland hingegen ist solch ein Schritt schier ungeheuerlich. Rührt er doch an dem allerheiligsten Dogma, dass kindliche Bildung nur durch die Institution Schule möglich sei.
Familie Romeike in ihrem neuen Zuhause in den USA

Schulfreie Bildungsmodelle, die in fast allen demokratisch verfassten Ländern der westlichen Hemisphäre, unter Bezeichnungen wie Homeschooling oder Home Education verbreitet sind, werden dort bereits seit vielen Jahren völlig legal und unverkrampft praktiziert und auch akzeptiert. Zum Teil ist dieses elterliche Recht sogar in den Länderverfassungen verankert (z.B. Irland) oder wird mit staatlichen Unterstützungszahlungen honoriert (Kanada). In den USA sind Homeschooler sogar bei Eliteuniversitäten wie Stanford und Harvard sehr gefragt. Von all diesen Entwicklungen ist Deutschland bisher vollkommen unberührt geblieben.

Hierzulande meint man gar eine Kindeswohlgefährdung konstatieren zu müssen, wobei vollkommen außer acht gelassen wird, dass es ausschließlich überdurchschnittlich engagierte Eltern sind, die sich überhaupt zu diesem Bildungsweg für ihre Kinder entschließen.
Das für das schwäbischen Bissingen zuständige Schulamt setzte zu jener besagten Zeit allerdings nicht auf die internationalen Erfahrungen anderer Länder mit Homeschoolern, sondern bemühte die Sanktionsmaßnahmen des angestaubten Reichsschulpflichtgesetzes von 1938, das erstmals die zwangsweise polizeiliche Zuführung von Kindern in die Schule gesetzlich legitimierte. Zwar ist dieses Gesetz heute unter anderer Bezeichnung in Gültigkeit, der Wortlaut, der den Schulzwang regelte, wurde allerdings fast unverändert in die Länderverfassungen übernommen und gibt auch heute noch, mehr als 70 Jahre nach Ende der Diktatur, deutschen Behörden unbeschränkten Zugriff auf Kinder, die einen anderen als den staatlich vorgeschriebenen Bildungsweg für sich wählen.

Der Asylantrag der Familie Romeike ist insofern gut nachvollziehbar und wirft ein bezeichnendes Licht darauf, wie es um die Freiheit in unserem Land bestellt ist. In den USA finden Romeikes eine gewachsene Kultur des Homeschoolings vor, die in Deutschland unnachgiebig unterdrückt wurde. So sind dort vielfältige lokale und regionale Homeschoolgruppen aktiv, die gemeinsame Freizeitaktivitäten, sportliche, musische und kulturelle Ereignisse miteinander gestalten, Freundschaften fördern und gegenseitige Unterstützung organisieren. Eine ideale Ergänzung für eine gesunde Sozialisation, die auch hier in Deutschland möglich sein könnte, wenn sich das deutsche Bildungswesen endlich für Alternativen öffnen würde und Homeschooling auch hierzulande legal würde.

Der Asylantrag sollte den Bildungspolitikern der deutschen Bundesländer Anlass zu einer gesunden Selbstkritik sein. Jahr für Jahr wandern immer wieder Familien ins europäische und außereuropäische Ausland aus. Mittlerweile mögen es durchaus 100 Familien sein, die Kanada, Neuseeland, Großbritannien, Irland, Norwegen, Dänemark, Frankreich, Belgien, u.a. Länder als ihre neue Heimat gewählt haben. Dieser Zustand ist eines demokratischen Landes unwürdig, es verträgt sich auch nicht mit dem Anspruch, eine pluralistische Gesellschaft sein zu wollen. Pluralismus lässt Alternativen, abweichende Vorstellungen und Lebensentwürfe zu. Deren Unterdrückung ist kennzeichnend für ein absolutistisches, obrigkeitsstaatliches Denken, schlimmstenfalls für Diktaturen.
Die Zeit für eine Änderung ist mehr als überfällig.

Jörg Großelümern


Familie Romeike beim gemeinsamen Lernen zu Hause


 Stellungnahme der Familie Romeike

Als wir vor ca. drei Jahren zum ersten Mal von Homeschooling hörten, begannen wir schnell uns näher dafür zu interessieren, darüber zu lesen und Familien zu fragen, die es praktizieren. Wir sahen Kinder, die ausgeglichen, aufgeschlossen, interessiert und freudig waren – ganz entgegen dem, wie es oft unwissend in der Öffentlichkeit dargestellt wird.

Außerdem erfuhren wir von einer Fernschule, bei der Schulkinder angemeldet werden können und von der Material und pädagogische Unterstützung kommen.

In den ersten Schuljahren unserer älteren Kinder litten sie unter Klassendruck, Gewalt unter Klassenkameraden, Enttäuschungen von „Freunden“ usw. Das führte bei unserer Tochter zu wiederholt auftretenden Kopfschmerzen, die sie vorher nicht hatte.

Wir entschieden uns dann im Sommer 2006, unsere Kinder fortan zu Hause zu unterrichten.

Uns ist es wichtig, ihnen eine gesunde Herzens- und Charakterbildung zu vermitteln. Wir möchten, dass sie mit Freude lernen können und das in einem Tempo und einer Art, wie es ihren Fähigkeiten entspricht. All das ist beim Homeschooling möglich und Studien sowie die vielen zu Hause unterrichteten Kinder, die wir seither kennen gelernt haben, sind Beweis dafür, dass es funktioniert.

Wir haben festgestellt, dass die staatlichen Schulen in Deutschland keinen wertneutralen Unterricht bieten, sondern traditionell christliche Werte wie Nächstenliebe, Treue, Zuverlässigkeit, Fleiß, Hilfsbereitschaft oder Respekt oft nicht mehr die Beachtung finden, die uns persönlich wichtig ist oder dass sie nur noch auf dem Papier stehen. Hingegen möchten wir unseren Kindern eine Erziehung und Bildung zukommen lassen, die ihnen hilft eine gefestigte Persönlichkeit zu werden, einen Charakter zu entwickeln, der es ihnen ermöglicht, besser im Leben zurechtzukommen.

Deutschland ist eines des wenigen europäischen Länder, in denen Eltern nicht die Freiheit haben, die Erziehung und Bildung ihrer Kinder selbst zu wählen. Stattdessen werden verantwortungsbewusste Eltern mit hohen Zwangsgeldern (bis zu 50.000 Euro, wiederholt), Gefängnisstrafen und Sorgerechtsentzug gezwungen, sich dem Diktat des staatlichen Schulzwangs zu beugen.

Uns blieb deshalb keine andere Wahl als unsere Heimat zu verlassen.
Wir freuen uns über die Freiheit, die es uns in den USA gestattet, Bildung frei und selbstbestimmt zu wählen und zu gestalten.

Morristown (Tennessee) am 2. April 2009  Uwe und Hanne Romeike


Fröhliche Gemeinschaft mit einer anderen Homeschoolfamilie



Eine nach Großbritannien ausgewanderte Homeschoolmutter schreibt zum Fall Romeike folgenden Kommentar in der
ZEIT
(die Autorin ist dem Netzwerk Bildungsfreiheit persönlich bekannt)

Wenn das Recht unrecht ist von “Hungrige Ratte”

Wenn es in irgendeinem Land gesetzlich verboten ist, die Regierung zu kritisieren, und jemand dann inhaftiert oder mit Haft bedroht wird, weil er eben dies getan hat, und er dann um Asyl bittet, ist er dazu durchaus berechtigt. Denn wir zählen die Freiheit, die eigene Meinung friedlich zu äußern, zu den Grundrechten.

Die Frage ist also nicht, ob die Romeikes gegen deutsches Recht verstoßen haben, sondern ob diese deutschen Gesetze gegen international oder zumindest in ihrer neuen Wunschheimat anerkannte Menschenrechte verstoßen.

Die Fälle, von denen die deutsche Öffentlichkeit erfährt, sind nur der Gipfel des Eisbergs. Zahlreiche Familien, die mit den Unterrichtsinhalten und/oder Methoden nicht einverstanden waren, haben in den vergangenen Jahren Deutschland verlassen. Es ist nicht jedermanns Sache, wenn nach dem Sexualkundeunterricht der vierten Klasse der Zehnjährige im Beisein seiner kleinen Schwester zu onanieren versucht und sich bei Mama darüber beklagt, dass die Masturbation nicht funktioniere; der Herr ... habe gesagt, das solle doch so schön sein - so bei einer mit uns befreundeten Familie geschehen.

Und es sind nicht nur weltanschauliche Gründe, die Eltern dazu bewegen, die Unterrichtung ihrer Kinder selbst in die Hand zu nehmen. Wir wohnen im Vereinigten Königreich. Dort ist "Home Education" ebenfalls erlaubt. Einer der häufigsten Gründe, weshalb sich Eltern hier für diese Form der Bildungsvermittlung entscheiden, ist, dass die Schule diesem Kind nicht gerecht werden konnte. Kinder mit ADHS; Asperger-Syndrom; Autismus; Legasthenie; Down-Syndrom; Hochbegabung; Minderbegabung; Angststörungen; Kinder, die in der Schule gemobbed wurden ... Die Probleme gibt es auch an deutschen Schulen, und auf Websites von Betroffenen, ihren Familien und gegebenenfalls Interessenverbänden kann man sehen, wie unzureichend Schulen mit diesen Kindern umgehen können.

Dies hängt immanent mit der Struktur "Schule" zusammen und lässt sich nicht durch Reformation des Systems beheben. Das englische Schulsystem unterscheidet sich sehr von dem deutschen; dennoch ist die Kritik an der Schule fast dieselbe. Unterricht und Aufgaben, die an viele gerichtet sind, werden für einige unpassend sein. Da sind die Erklärungen unverständlich oder überflüssig; die Aufgaben helfen nicht, das zu lernen, was gelernt werden soll; und sinnvolle, zweckführende Lernanregungen fehlen. Zudem überfordert das Leben in großen Gruppen Gleichaltriger eine ganze Reihe von Kindern psychisch. Schule stellt zum Teil sehr spezifische Anforderungen, die im späteren Leben kaum vorkommen oder in vielen Berufen zumindest vermeidbar sind. Menschen mit Asperger-Syndrom können z.B. oft in technisch-wissenschaftlichen Berufen glücklich werden, auch ohne mit Heerscharen von Menschen zu tun zu haben. Und wo anders als in der Schule bekommt man gegebenenfalls Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr um Jahr vermittelt, dass man unzureichend und viel schlechter ist als andere? Das ist unvermeidlich, wenn alle letztlich demselben Curriculum folgen. In Deutschland ist, anders als zum Beispiel im U.K., diese Stratifizierung sogar gewünscht und dient dem Zweck der Kanalisierung der Bildungs- und Ausbildungsbiographien. Welche Eltern sagen zu ihrem Kind: "Wenn Du mir nicht gut genug bist, schicken wir Dich in eine andere Familie?" Der Staat als Erzieher dagegen tut dies planmäßig. Viele Verhaltensauffälligkeiten von Schulkindern sind schlicht Hospitalismus.

Bei der Home Education entfallen alle diese Probleme. Einsam müssen die Kinder dennoch nicht sein. Im U.K. hat sich ein buntes Netzwerk aus HE-Familien gebildet, in dem zahlreiche Aktivitäten organisiert werden, wie z.B. Fremdsprachunterricht bei einer muttersprachlichen Familie; gemeinsamer Unterricht bei einem professionellen Tutor; Theatergruppe; Musikgruppe; Roboterbau; Segeln lernen im Ocean Youth Trust; Bastelworkshops; Museumsbesuche; oder einfach ein gemeinsamer Spiele- oder Kegelnachmittag oder gemeinsames Zelten. Und natürlich kann man sich auch außerhalb der HE-Gruppen mit anderen treffen, vom Kirchenchor über die Scout-Gruppe bis zum Judoverein.

Da man an freiwilligen Aktivitäten nur teilnimmt, wenn sie für einen geeignet sind, spielen hier die Auffälligkeiten, die ein Kind in einer Schulumgebung zum Außenseiter werden ließen, kaum eine Rolle. Sie verlieren deshalb ihre stigmatisierende und persönlichkeitsbestimmende, identitätsbildende Funktion. Wie befreiend das ist, sowohl für die Kinder als auch ihre Familien, lässt sich kaum ermessen.

Und deswegen findet, ziemlich unbemerkt von den Medien, ein kleiner stetiger Exodus aus Deutschland in andere Länder statt von Familien, die Schule keine geeignete Umgebung für ihre Kinder fanden.

"Es gibt zwei Sorten von Ratten,
Die hungrigen und die satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus.
Die hungrigen aber wandern aus." (Heinrich Heine)

Die Frage ist, wie lange noch der deutsche Gesetzgeber die Hungrigen daran hindern will, sich ihr Futter selbst zu suchen.

Und was das Asyl betrifft, stellt sich die Frage: Sind die Eltern für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich und zuständig und entsprechend entscheidungsberechtigt? Oder ist es der Staat, und die Eltern werden im Konfliktfall zu Helfern staatlicher Erziehungsansprüche degradiert? In Deutschland ist derzeit faktisch letzteres der Fall, und da kann man, wie die Romeikes, schon fragen, ob hier nicht Menschenrechte tangiert sind.

 

Hinweisen möchten wir noch auf den sehr lesenswerten Artikel zum Thema in der WELT. Das fliehende Klassenzimmer.